In Deutschland gilt es als normal, dass das Wasser aus der Leitung getrunken werden kann. Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern weltweit genießen wir hierzulande den Luxus, uns keine Gedanken um unsere Gesundheit machen zu müssen, wenn wir uns einen Schluck aus der Leitung genehmigen. Doch ist das tatsächlich so? Oder ist eventuell auch unser Trinkwasser gefährlicher, als wir es annehmen?
Mit der Qualität des Wassers herrscht in Deutschland große Zufriedenheit
Unabhängig von der tatsächlichen Qualität scheinen die Verbraucher jedenfalls sehr zufrieden zu sein mit dem Wasser, das aus ihrer Leitung kommt. Das zeigt die Langzeitstudie „Qualität und Image von Trinkwasser in Deutschland“ vom Institut für empirische Sozial- und Kommunikationsforschung (iESK).
Diese Befragung wird bereits seit 2007 regelmäßig durchgeführt. An den Studien nehmen dabei jeweils etwa 10.000 Personen teil. Die letzte Umfrage stammt aus dem Jahr 2019 und zeigt ein eindeutiges Ergebnis. Nahezu 93 Prozent der befragten Personen nutzen das Leitungswasser auch zum Durstlöschen. Mit 90 Prozent der befragten Personen ist ein überwältigender Anteil davon auch der Meinung, dass das Wasser sauber und rein und deshalb bedenkenlos trinkbar ist.
Zumindest 10 Prozent bleiben jedoch skeptisch. Die große Frage, die sich dabei stellt: Gehören sie zu der Fraktion der Aluhut-Träger oder sind ihre Bedenken berechtigt?
Leitungswasser ist das in Deutschland am besten kontrollierte Lebensmittel
Die deutsche Trinkwasserverordnung sorgt grundsätzlich dafür, dass das Trinkwasser in Deutschland keine Grenzwerte bei belastenden Schadstoffen überschreitet. Die regelmäßigen Untersuchungen werden dabei von den örtlichen Wasserversorgern vorgenommen, die wiederum unter der Aufsicht der Gesundheitsämter stehen.
In den meisten Fällen verlaufen die Tests positiv und die Schadstoffe befinden sich unter den definierten Grenzwerten. Das bedeutet jedoch nicht, dass das Wasser komplett frei von gesundheitsschädlichen Inhaltsstoffen ist. Vor allem Pestizide und Dünger aus der Landwirtschaft gelangen in Flüsse und Seen oder versichern im Grundwasser. Diese enthalten oftmals auch sehr viel Nitrat. Dieses muss in weiterer Folge mit immer aufwendigeren Aufbereitungsmethoden von den Wasserversorgern entfernt werden, damit es nicht ins Trinkwasser gelangt.
Das führt zwar zu höheren Wasserkosten, belastet aber die Gesundheit zumindest bisher nicht. Doch in Zukunft könnte sich das ändern. Denn wenn zu viele Schadstoffe in unser Abwasser gelangen, reichern sich die Gewässer hierzulande zunehmend damit an, was dazu führen könnte, dass sie auch vermehrt im Trinkwasser zu finden sind. Immer wieder ist auch von Arsen im Trinkwasser in Deutschland zu hören. Dabei handelt es sich um ein Schwermetall, das in geringen Mengen so gut wie überall im Boden vorhanden ist. Grundsätzlich sind die Mengen, die in Deutschland in das Trinkwasser gelangen, gesundheitlich unbedenklich.
Wer aber beispielsweise als Unternehmen auf Wasser zur Herstellung von Getränken oder der Verarbeitung von Lebensmitteln angewiesen ist, sollte zusätzlich entsprechende Aufbereitungsanlagen verwenden, die für die industrielle Anwendung zugelassen sind. Vor allem bei Säuglingen sollte das Wasser für die Nahrungszubereitung aus Sicherheitsgründen vorher abgekocht werden.
Wo die staatliche Kontrolle endet, beginnen zusätzliche Gefahren
Die Gefahr von verunreinigtem Trinkwasser beginnt jedoch oftmals erst dort, wo die Kontrollen aufhören. Denn ab dem Hausanschluss sind die Bürger selbst für die Qualität des Trinkwassers verantwortlich. Und genau hier können in vielen Fällen Keime für entsprechende Gesundheitsgefahren sorgen. Zum Beispiel die sogenannten Pseudomonaden finden sich oftmals in fehlerhaften oder älteren Leitungselementen, die nur schlecht durchströmt werden. Diese Kaltwasserkeime gelten als Ursache für Harnwegsinfektionen und Lungenentzündungen.
Sogenannte Biofilme, also eine Ablagerung organischer Stoffe, die Bakterien und Keime beinhalten, entstehen in so gut wie allen wässrigen Systemen. Sie können sich an unterschiedlichen Stellen des Leitungssystems einnisten und in weiterer Folge das Trinkwasser kontaminieren. Über kurz oder lang gelangen die Schädlinge so in unseren Körper. Zuverlässigen Schutz bieten in diesen Fällen nur eine dauerhafte Entkeimung des Wassers. Dafür stehen unterschiedliche Methoden wie beispielsweise eine Akutspülung zur Verfügung.